Da war ich nun, nach sieben Stunden Busfahrt und einer Magentablette, angekommen in Pokhara. Ehrlich gesagt, hatte ich mich noch nie so wenig informiert über eine Stadt, einen Ort wie Pokhara. Ich wusste also gar nicht was mich erwarten würde, geschweige denn, wie ich meine Zeit verbringen sollte. Aber das war auch gar nicht so wichtig, denn schon am ersten Abend hatte ich ein super nettes deutsch / niederländisches Pärchen getroffen, die kurz vorher von ihrer Wanderung des Mardi Himals wieder gekommen sind. Da die beiden so davon geschwärmt hatten und sich meine zwei Schweizerfreunde im selben Moment auf dem Weg zum Mardi Himal machten, stand meine Entscheidung doch sehr schnell fest und zwei Tage später, packte ich auch schon meinen Rucksack und machte mich zum ersten Mal in meinem Leben auf eine Wanderung in die Bergen, auf knapp 4500m Höhe.

Tag 1: Von Kande nach Duerali (2100m)

Da ich, wie bereits schon erwähnt, noch nie solch eine Wanderung gemacht habe, entschied ich mich dazu, eine geführte Tour zu machen. Ich buchte also einen Guide, der mich auf der Wanderung begleiten würde und da bin ich schlussendlich auch sehr dankbar drum.
Nach ca. zwei Stunden Taxifahrt von meiner Unterkunft bis zum Startpunkt in Kande, ging es los, ab zum Mardi Himal! Und nach fünf Minuten wusste ich auch schon, was es bedeuten wird, auf 4500m hoch zu wandern. Mich begrüßten sofort unzählige Stufen und auch wenn man es von Nepal eher nicht erwartet – es war heiß!!! Aber ich wollte nicht schon nach fünf Minuten Schwäche zeigen.

Unseren ersten Stopp machten wir im Australian Camp und da hatte ich einfach schon eine unglaublich tolle Aussicht auf das Himalaya Gebirge und somit auch schon auf mein Ziel, den Madri Himal. Ich finde es doch irgendwie sehr schwer zu beschreiben, was ich in den Momenten gedacht oder gefühlt habe, doch woran ich mich am besten erinnern kann, dass ich bis zum letzten Tag nicht realisieren konnte, wo ich mich zu dem Zeitpunkt befand. Die Berge sahen einfach so malerisch schön aus, dass ich nicht glauben konnte, dass ich einfach mitten im Himalaya stehe.

Nach einer weiteren kleinen Lunchpause, ging es dann auch schon zu meiner ersten Unterkunft im Duerali Camp und somit auch zu meiner letzten Duschmöglichkeit für die nächsten Tage. Die Temperaturen hatten sich auch schon schlagartig geändert. Es wurde Zeit für einen Pullover, einem Feuer im Speisesaal und zwei Decken im Bett. Warum zwei Decken? Naja, das Feuer gab es eben nur im Speisesaal.

Tag 2: Von Duerali zum Lowcamp (2970m)

Voller Energie und einer unglaublich erholsamen ersten Nacht, ging es dann auch schon gegen 9 Uhr weiter. Dass mich ein sieben Stunden Wandertag und damit der zweit anstrengenste Tag des ganzen Hikes erwarten würde, habe ich bis dahin nicht erwartet. Die Landschaft und auch die Temperatur veränderte sich von Schritt zu Schritt und ich wurde von Schritt zu Schritt ruhiger, konzentrierte mich auf meine Atmung und hatte einfach unfassbar viel Zeit nach zu denken und dabei die Aussicht zu genießen.

Mein absolutes Highlight an diesem Tag, das zufällige Zusammentreffen meinen Schweizer Freunden Tobi und Fran im Forest Camp. Wir hatten es also wirklich geschafft, ganz ungeplant zeitgleich auf dem selben Weg zu sein. Da jeder Wanderer jedoch einen anderen Tagesplan mit sich bringt, bin ich mit meinem Guide nicht im Forest Camp geblieben, wir sind zuerst noch weiter zum Restcamp, um dort eine Kleinigkeit zu essen und von dort aus sind wir dann so langsam durch den Schnee hochgewandert zum Lowcamp.

Nach dem zweiten Tag war ich meinem Ziel schon so nah und ich realisierte immer noch nicht, wo ich mich befand. Den Nachmittag im Camp verbrachte ich, wie an den anderen Tagen auch, mit einer kurzen Runde Yoga (ca. 30min) im Zimmer und mit einem Buch an der Feuerstelle im Speisesaal.

Tag 3: Vom Lowcamp zum Highcamp (3550m)

Heute standen nur knappe vier Stunden Wanderung vor der Tür, um ein wenig Energie zu sparen für den morgigen Aufstieg. Dennoch waren die vier Stunden nicht ohne. So langsam merkte ich meine Oberschenkel, die Luft wurde immer dünner, es wurde immer kälter und wir wanderten durch immer mehr Schnee. Vor zwei Tagen lag ich noch bei 25°C in Pokhara am See und heute wanderte ich in Richtung Minusgrade durch den Schnee. Unglaublich!

Für eine kleine Teepause hielten wir im Badal Danda, dort traf ich auch schon auf zwei Franzosen, die gerade vom Viewpoint runter wanderten und es mir noch mehr schmackhaft gemacht haben. Mich trennten nur noch wenige Stunden und Höhenmeter vom Ziel. Ich konnte es kaum erwarten, doch erstmal hieß es – auf zum Highcamp.

Wir hatten schon lange die Wälder verlassen und liefen fast nur noch über Schneewege und nach wirklich anstrengenden Stunden waren wir angekommen und ich muss sagen, das Highcamp ist schon ein ganz besonderer Ort. Fließendes Wasser? Nur, wenn die Leitungen nicht eingefroren sind, ansonsten wird hier der Schnee zum schmelzen auf die Dächer geschaufelt, um das Wasser dann in Eimern aufzufangen und abzukochen. Strom? Nur wenn die Sonne scheint und man genug Energie durch Solaranlagen gespeichert hat. Feuerholz? Ja, aber auch hier muss gespart werden, denn wenn man auf 3550m Höhe wohnt, kein Feuerholz in unmittelbarer Nähe vorhanden ist, wird der Ofen nur im “WInter” angeschmissen. Ich war nur eine Nacht dort oben, doch das ist einfach der Alltag der Nepalesen.

Tag 4: Vom Highcamp zum Viewpoint (4250m) und zurück zum Restcamp (2600m)

Mein Tag fing diesmal sehr früh an, denn unser Ziel: Viewpoint erreichen und den Sonnenaufgang genießen! Um 04:30Uhr machte ich mich bereit zum Höhepunkt meiner Wanderung. Diesmal mit dabei eine zweite Hose, Handschuhe und eine Taschenlampe. Und dann ging es auch schon los mit der Schneewanderung unter einem Traum vom Sternenhimmel. Während ich diese Zeilen schreibe, bekomme Gänsehaut. In den zwei Stunden zum Viewpoint habe ich eine Achterbahn von Gefühlen durchgemacht. Ich war müde, es war kalt, kräftezerrend, atemberaubend und die wohl schönste Erfahrung, die ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Den Viewpoint zu erreichen sorgte daür, dass ich vor meinen Tränen nicht halt machen konnte. Ich hatte es tatsächlich geschafft und das vollkommen ohne jegliche Vorbereitung oder irgendwelchen Vorkenntnissen. Ich wusste Tage vorher nicht einmal worauf ich mich hier überhaupt eingelassen hatte. Und dann war er da, der wohl emotionalste und schönste Sonnenaufgang, den ich eh gesehen habe. Was dem Ganzen einfach noch das i-Tüpfelchen oben drauf gesetzt hat, als Tobi und Fran wenige Minuten später neben mir standen. In Sri Lanka kennen gelernt und dann stehen wir drei, vollkommen unerwartet, zeitgleich auf dem Viewpoint des Mardi Himals. Ich glaube ich hab noch nie eine Umarmung so sehr gebraucht wie in diesem Moment und war so dankbar, dass die beiden einfach da waren! Die Welt ist so groß und dennoch bringt das Schicksal die richtigen Menschen, zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort.

Naja, wenn man dann aber Oben angekommen ist, muss man den ganzen Weg auch irgendwie wieder zurück. Nach weiteren sieben Stunden, inklusive einer kurzen Frühstückspause, sind wir im Restcamp angekommen und hatte somit den wohl anstrengensten Tag hinter mir. Nach zehn Stunden auf den Beinen und dem Adrenalin konnte ich einfach nicht mehr. Berg runter laufen ist zwar einfacher und das Atmen fällt einem immer leichter, jedoch machten meine Beine irgendwann nicht mehr mit, denn jede auch nur kleinste Pause sorgte dafür, dass ich immer müder wurde.

Tag 5: Vom Restcamp über Kalimati zurück ins Tal

Der Vorletzte Tag stand bevor und ich fragte mich schon, wie ich noch zwei Tage mit den Beinen runterlaufen sollte. 😀 Aber gut, wer im Himalaya wandern will, der muss eben auch damit klar kommen. Doch, als wir nach knapp zwei Stunden in einem Bergdörfchen ankamen, um dort was zu essen und eigentlich auch über Nacht zu bleiben, fragte ich meinen Guide, wie lange es wohl noch bis zum Endpunkt dauern würde. Und da es nur noch weitere zwei Stunden gewesen wären und ich meine Beine am nächsten Tag hätte abschneiden müssen, entschied ich mich die letzten Meter auch noch zu gehen. Somit beendete ich meine 6 Tageswanderung schon eine Nacht eher. 
Und was soll ich sagen? Im Taxi, auf dem Weg zurück nach Pokhara, nach ganzen 5 Tagen im Himalaya, erst da habe ich realisiert, wo ich war und was ich gemacht habe. Ich bin den Mardi Himal gewandert und war einfach nur stolz auf mich! Wenn man mir vor drei Monaten gesagt hätte, dass ich auf meiner Reise nach Nepal fliege und knapp ne Woche im Himalaya verbringe, hätte ich das nicht geglaubt. Schließlich hab ich nur Strandklamotten eingepackt und bin so gar nicht auf solch eine Wanderung eingestellt gewesen.

Aber auch dafür gab es eine Lösung 🙂

Fazit

So viel kann ich gar nicht mehr zum Fazit schreiben, außer…. ES WAR DER WAHNSINN! Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte, ein Erlebnis, dass ich jedem empfehlen würde!

Go for it und du wirst über dich hinauswachsen. Definitiv!
Wenn du wissen möchtest, was ich auf meiner Wanderung dabei hatte und was alles in meinem Guide-Paket drin war, dann schau dir gerne meine Packliste zum Mardi Himal an (klicke hier).

Schreibe einen Kommentar