Yoga Vidya - Bad Meinberg

August 2020 ging es für mich nach Bad Meinberg zu meiner ersten großen Yogareise. Was ich jedoch nicht ahnte, dass es die intensivste Zeit meines bisherigen Lebens werden sollte.

Ankunft

Anfang des Jahres hatte ich mich dafür entschieden eine Yogalehrerausbildung zu machen und durch meine Internetrecherche, bin ich auf den Ashram von Yoga Vidya in Bad Meinberg gestoßen. Kurzerhand hatte ich mich auch schon für einen vierwöchigen Intensivkurs angemeldet.
Am 09.08.2020 packte ich schließlich meine Koffer und machte mich auf den Weg zu einem neuen Abenteuer. Mir standen ganze vier Wochen, losgelöst vom Stress des Alltags, mit dem Ziel mehr zu mir selbst zu finden, bevor. Aufgrund der Pandemie hatte ich mich für ein Einzelzimmer entschieden, welches ich auch direkt nach meiner Ankunft beziehen konnte. Dass ich dieses Zimmer hauptsächlich zum lernen und schlafen besuchen würde, wusste ich bis dahin noch nicht.

Woche 1

Der erste Termin auf meinem Vierwochenplan stand auch schon vor der Tür. Das Kennenlernen! Die Einführungs- und Vorstellungsrunde mit knapp 90 Menschen startete mit einem wirklich sehr schönen traditionellen Willkommensritual und endete mit der Verteilung der Karma-Yoga Jobs. Ich war übrigens Raumengel und musste mich für die nächsten Wochen um die Sauberkeit und Ordnung in unserem Yogaraum kümmern. 
Der erste Eindruck saß und machte mir nochmal deutlich wofür ich mich nun freiwillig entschieden hatte. Sechs Tage die Woche von Morgens 06.00Uhr bis Abends 22.00Uhr Programm und nur einen freien „Tag“ pro Woche und dann aber auch nur von 09.00Uhr bis 20.00Uhr.
Zudem die K-Regeln: Kein Alkohol, keine Drogen (wozu für mich auch Koffein zählte), kein Fisch und kein Fleisch.
Da wurde mir klar, was es hieß, einen Intensivkurs zu besuchen. Dennoch war ich sehr gespannt und bereit mich vollkommen auf dieses Abenteuer einzulassen. 
Wie alles Gute, verging die erste Woche wie im Flug. Die Tage waren gefüllt mit Meditationen, Satsängen, Vorträgen, Yogastunden und Technikstunden. Ein komplett anderer Tagesablauf als zu Hause. Trotz des straffen Zeitplans, hatten wir ausreichend Zeit uns untereinander kennenzulernen. Schon bei der ersten Essenspause (Frühstück/Brunch erst um 11Uhr) kamen die ersten Gespräche auf und die ersten Kontakte wurden geknüpft. So viele verschiedene Charaktere, die alle eins gemeinsam hatten – YOGA! 

So eine wunderschöne und starke positive Energie und Offenheit, die einem entgegen kam, ist mir sofort aufgefallen und ich war wirklich sehr überrascht, wie schnell man im Ashram dazugehört und angekommen war. Komplettes Neuland für mich, der erste Schweigetag. Hier wurde von Dienstags 22:00Uhr bis Mittwochs 12:00Uhr, außerhalb des Unterrichts, geschwiegen. Das erste Herantasten für den noch folgenden Ganztägigen Schweigetag in der letzten Woche. Dazu kam der darauffolgende Fastendonnerstag. Da ich sehr neugierig und mit der Einstellung eingereist war, alles mal auszuprobieren, hatte ich mich natürlich auch auf den Fastentag eingelassen. Was ich jedoch nicht mitmachen wollte, waren die Reinigungsprozesse (Kriyas), die wir an dem Tag kennengelernt hatten. 
1. Nasenreinigung – Nasenspülung mit einer Salzwasserlösung, sowie eine Nasenreinigung mit einem Katheter, welcher durch die Nase geführt und aus dem Mund wieder rausgezogen werden sollte.
2. Magenreinigung – Schlucken einer Salzlösung und darauffolgendes Übergeben, sowie das Runterschlucken und wieder Rausziehen einer Mullbinde. Nein danke, das war dann doch zu viel des Guten.
Schlussendlich hatte ich aber für mich herausgefunden, dass Fasten nichts für mich ist und ich dann doch ein viel zu großer Genießer bin und einfach das gute Essen im Ashram nicht verpassen wollte. Demnach hatte ich die anderen Fastentage nicht mehr mitgemacht.

Mein Highlight

Mein absolutes Highlight der ersten Woche, der süße Brei beim Frühstücksbuffet. Eine Art Porridge mit frischen und getrocknetem Obst, Hafer- und Hirseflocken in Apfelsaft eingelegt. Dazu Sojajoghurt mit Kokosraspeln und Marmelade. Generell möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass die Küche im Ashram wirklich tolle Arbeit geleistet hat und es tolle abwechslungsreiche vegane Gerichte zu essen gab. 

Woche 2

Mit der gewonnen Euphorie aus der ersten Woche, konnte die zweite Woche ja nur gut werden. Und so war es auch. 
In der zweiten Woche hatten uns die ersten Teilnehmer schon wieder verlassen (die Teilnehmer, die die 4 Wochen als 4x 1 Woche gewählt hatten) und neue Teilnehmer kamen dazu. Leider hatte ich nicht die Möglichkeit jeden einzelnen kennenzulernen, dafür waren es dann doch einfach zu viele. Doch so langsam hatten sich aber auch die Yogis rauskristallisiert, die auch die 4 Wochen an einem Stück dort blieben und somit bildeten sich bereits kleinere Grüppchen. 

Der Tagesablauf weichte nicht wirklich von der ersten Woche ab, außer mit dem kleinen Unterschied, dass wir alle so langsam einfach angekommen waren und dass der zweite Schweigetag, außerhalb des Unterrichts, ein paar Stunden länger ging (Dienstags, 22:00Uhr bis Mittwoch, 22:00Uhr). Zusätzlich war unsere Schonfrist nun auch vorbei und die ersten Lehrproben standen bevor. Wir wurden in 4er Gruppen aufgeteilt, sodass jeder einmal in dieser Gruppenkonstellation eine 60minütige, mittelstufige Yogastunde geben konnte, welche dann natürlich „geprüft“ wurde. Die anderen drei Yogis, waren dann die Schüler. Mit weißer  (für die Weisheit) Hose, einem gelben (für die Lehre)  Oberteil und einem kleinen Altar gab ich meine allererste, richtige Yogastunde und es war toll. In dem Moment wusste ich, dass ich mich richtig entschieden hatte. Richtig, die Yogaausbildung zu machen, um Yogalehrerin zu werden. Den „freien“ Tag wollte ich, wie in der ersten Woche, zuerst auch wieder nur fürs lernen nutzen, doch so langsam war es mir wichtiger geworden, die kostbare Zeit mit meinen neu gewonnen Freunden zu verbringen und so machten wir einen kleinen Abstecher zu den Externsteinen. Sehr bekannte Natur- und Kulturdenkmäler in Deutschland, die eine faszinierende Felsenformation aufweisen. Ein Muss für alle, die einmal in der Nähe von Bad Meinberg sind.

Mein Highlight

Mein absolutes Highlight der zweiten Woche, der bunte Abend am langen Sonntagabend-Satsang. Was ist ein bunter Abend? Ganz einfach. Wir Teilnehmer durften dieses Mal den zweistündigen Satsangabend selbst gestalten. EIn wirklich sehr emotionaler Abend, gefüllt mit einer Traumreise, mehreren Gesangsauftritten, einer Tanzstunde und einer Affirmationseinheit. 

Woche 3

In der dritten Woche standen uns die Kundalini Tage bevor. Dies bedeutete, dass wir den Fokus auf das Prana (die Energie) legten. Demnach übten wir hauptsächlich Energiemeditationen und achteten in unseren Yogastunden mehr auf die Chakras (Energiezentren im Körper). Zudem stand uns ein sehr anstrengender Pranayama-Morgen (Atemübungen) bevor. Aufgrund der Pandemie mussten wir diesen Morgen nach draußen in ein Zelt verlegen. Leider sanken in dieser Woche die Außentemperaturen. Also hieß es für uns, so viele Decken wie möglich mit ins Zelt nehmen und alles an Kleidung anziehen, was wärmt. An diesem besagten Pranayama-Morgen übten wir von 06.00Uhr bis 09.00Uhr verschiedene Pranayamatechniken. Es war aber nicht nur kalt, sondern auch wirklich sehr intensiv und emotional. Ich kann es kaum in Worte fassen, aber durch die intensive Pranayamapraxis hat man sich danach sehr gereinigt gefühlt, was auch die zeitgleiche meditative Atmosphäre unterstützt hat.

Natürlich standen auch in dieser Woche weitere Lehrproben bevor. Diesmal mussten diese für Anfänger vorbereitet und gegeben werden. Zwei Lehrproben wurden so unterrichten, als ob die Schüler das allererste Mal bei einer Yogastunde seien und die anderen beiden Lehrproben, darunter auch meine, waren für Anfänger ausgerichtet, die jedoch schon ein klein wenig Erfahrung mitbrachten. Diesmal war die Nervösität nicht mehr ganz so stark, wie bei der ersten Lehrprobe, was daran liegen mochte, dass man nun wusste, wie das ganze ablaufen würde.
Der letzte Abend der 3. Woche wurde mit einer Homa beendet. Eine Homa ist ein Verehrungsritual, bei dem alle Götter verehrt werden. Ein paar der Teilnehmer hatten sich vorab entschieden, an einer Mantra-Weihe teilzunehmen und bei der Homa einen spirituellen Namen zu bekommen. Die Yogis waren hierfür ganz weiß gekleidet und wurden sozusagen, getauft. Das Ritual war wirklich sehr schön.

Mein Highlight

Mein absolutes Highlight, ein wirklich sehr leckeres veganes Eis im Kurort und ein sehr schöner Spaziergang dorthin mit einer meiner liebsten Yogini.

Woche 4

Die letzte Woche war nun angebrochen – unglaublich, wie schnell die Zeit verging. In dieser Woche stand natürlich die Abschlussprüfung im Fokus und so langsam kam auch ein wenig die Prüfungsangst. Hatten wir doch zu wenig gelernt? Hätten wir die freien Tage, doch besser fürs Lernen nutzen sollen? Trotz der aufkommenden Panik entschieden wir uns alle dafür, die letzten Tage lieber noch mehr zu genießen und das Lernen einfach auf den letzten Freitag vor der Prüfung zu legen, was sich im nachhinein auch als die beste Entscheidung rausgestellt hatte. 
Die letzten Tage vergingen einfach viel zu schnell, somit nutzten wir jede Minuten in vollen Zügen. Wir meditieren intensiver, wir yogilierten genauer, aßen achtsamer und hörten unserem Gegenüber bewusster zu. Dennoch standen uns auch die letzten Lehrproben, mit dem Fokus Schwangeren-, Rücken- und Mittelstufenyoga, bevor. Doch auch diese, fielen uns allen gar nicht mehr so schwer wie am Anfang. Und dann war es auch schon soweit, der letzte Abend vor der Abschlussprüfung. Für mich ein wirklich sehr besonderer Abend, denn dieser Abend wurde diesmal mit einer Puja beendet. Eine Puja ist ein Feuerritual. Auch hier hatten sich ein paar der Teilnehmer vorab dafür entschieden, an einer Mantra-Weihe teilzunehmen und bei der Puja einen spirituellen Namen zu bekommen. Diesmal gehörte ich auch dazu. Durch die Mantra-Weihe wurde ich auf ein Mantra meiner Wahl geweiht, was so viel bedeutet, dass ich dieses Mantra zu jeder sich bietenden Gelegenheit rezitieren kann. 

Dieser Abend war definitiv mein Highlight in der letzten Woche. Gestärkt durch die Puja und der Verwendung ätherischer Öle fiel mir das Lernen am darauffolgenden Tag gar nicht so schwer.
Schließlich wurden wir in den letzten vier Wochen wirklich sehr gut auf die bevorstehende Prüfung vorbereitet. So konnte an diesem Tag auch eine „Kaffee-Pause“ (ohne Koffein natürlich) mit den neu gewonnen Freunden eingenommen werden, um so wieder mit neuer Energie in die nächste Lernphase einzusteigen. Und dann war es soweit. Der Tag war angebrochen, vor dem wir uns alle irgendwie von Anfang an ein wenig gesträubt hatten – der Prüfungstag! Nach vier Stunden und 100 Fragen über Yoga, menschlicher Anatomie, Yoga-Geschichte etc. hatten wir auch das überstanden und wenn ich ehrlich bin, war das nicht das schwerste in den ganzen vier Wochen. Nach all der Intensivität und emotionale Ausbrüchen, war die Prüfung eher eine Leichtigkeit, die eigentlich nur das i-Tüpfelchen der ganzen Ausbildung war. 
Nun war es soweit, die Yogausbildung war erfolgreich überstanden. Ganze vier Wochen voller Tränen, Muskelkater, Schlafmangel, intensiven Gesprächen, neuen Freundschaften, positiver Energie und Zusammenhalt lagen hinter mir und einer wundervollen Truppe. Wir waren nun endlich alle zertifizierte Yogalehrer und hatten definitiv mehr als nur das Zertifikat mit nach Hause nehmen können.

Fazit

Schlussendlich kann ich gar nicht viel zum Fazit schreiben. Es war einfach die intensivste Zeit, die ich bisher erleben durfte und ich werde auf jeden Fall zurück kommen und den Ashram nochmal besuchen. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Jahr die Chance bekommen habe, meine Yogaausbildung zu machen, um so an mir zu wachsen und das zu leben, was mich glücklich macht.

Glaube an dich, folge deinem Herzen und sei mutig.
Vertraue auf deine Stärken, genieße die kleinen Dinge und höre niemals auf zu träumen.

Deine Kami

Für mehr Inspiration folge mir gerne auf meinem Instagram Account.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Nivedita

    Sehr schöner Bericht, danke! Ich habe auch die Ausbildung gemacht, vor 2,5 Jahren, und habe vieles ähnlich erlebt. Ich kann dir sehr die 9tägigen Weiterbildungen empfehlen, da kommt eine ähnliche Dynamik auf, auf einem hohen Niveau.
    Alles liebe

    1. Schmetterling

      Danke schön 🙂 Das freut mich. Ja, ich bin auf jeden Fall auf der Suche nach Weiterbildung für das kommende Jahr.
      Da bin ich dir dann sehr dankbar für den Tipp.
      Ganz liebe Grüße 🙂

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