Auf meiner Rundreise durch Japan stand Hokkaido auf meiner To-Do-Liste. Zur typischen Rundreise gehört die zweitgrößte Insel Japans jedoch nicht und das hat sich bei der Recherche über Hokkaido auch schon sehr wiedergespiegelt. Das Internet gab wirklich kaum Informationen über Backpackerreisen her, also ließen wir den Hokkaido-Part etwas blind auf uns zukommen.
Was das genau für unseren Aufenthalt hieß, kannst du dir hier in meinem Reisebeitrag durchlesen.

Transport

Für den Transport von der Hauptinsel Honshu nach Hokkaido, gibt es mehrere Möglichkeiten. Da wir kein Auto gemietet hatten, blieben uns nur die öffentlichen Verkehrsmittel. Die zwei einfachsten Möglichkeiten ohne Auto sind folgende: Entweder du fliegst nach Sapporo, der Hauptstadt Hokkaidos oder du nutzt die Shinkansen-Zugstrecke, die jedoch nur bis nach Shin-Hakodate führt. Leider sind die Zugverbindungen mit dem Shinkansen auf der Insel aktuell noch nicht weiter ausgebaut. Dh, es sind nur normal schnelle Bahnverbindungen vorhanden. Zudem werden hauptsächlich die größeren Städte angefahren und von da aus geht es dann nur mit Bus oder ggf. Taxi weiter. Nach meiner Erfahrung auf Hokkaido würde ich demnach jedem dazu raten, für die Insel einen Mietwagen zu nutzen, denn die öffentlichen Verkehrsmittel haben uns unseren Aufenthalt ein wenig erschwert. Mein regulärer Reiseplan auf Hokkaido waren die schönen Nationalparks, wie den Daisetsuzan oder den Shiretoko Nationalpark.  Von Sapporo in die nächstgelegenen Städte bei den Nationalparks zu gelangen ist machbar. Es gibt viele Zug- oder Busverbindungen, die einen z.B. nach Asahikawa oder Shari bringen, jedoch ist das unfassbar zeitintensiv und dann ist man einfach auch noch nicht in den Nationalparks. Zeitintensiv, weil z.B. der schönste Nationalpark Hokkaidos leider ganz im Osten der Insel liegt und wenn man einmal die Fahrt auf sich nimmt, dann möchte man auch gerne viel Zeit dort verbringen. Da wir maximal 10 Tage für Hokkaido eingeplant hatten, entschieden wir uns leider gegen eine Reise in die Nationalparks. So hat sich unser Aufenthalt eher auf südliche Städte der Insel reduziert, was diesem jedoch keineswegs geschadet hat.

Hakodate

Hakodate liegt in einer Bucht im Südwesten Hokkaidos und ist die älteste japanische Siedlung der Insel. Da wir den Japan Rail Pass besaßen, bot sich die Fahrt mit den Shinkansen von Tokio nach Hakodate perfekt für uns an, denn somit konnten wir die Shinkansenstrecke bis nach Shin-Hakodate nutzen und von da aus mit einem Regionalzug weiterreisen nach Hakodate. Für die Verpflegung im Shinkansen haben wir vorab selbst gesorgt, in dem wir uns reichlich mit Proviant aus dem Supermarkt eingedeckt hatten. Im Shinkansen selbst werden aber auch kleinere Snacks angeboten. Mein Lieblingsproviant waren die unterschiedlich gefüllten Reisbällchen mit Alge umwickelt. Die waren nicht nur lecker, sondern auch günstig und wirklich sättigend.

Angekommen in Hakodate, bezogen wir unser erstes Hotelzimmer im japanischen Stil. Was das bedeutet? Naja, eigentlich nur, dass es keine wirklichen Betten gibt, sondern einfach nur eine dünne Matratze auf dem Boden. Wir hatten uns für das Hotel All In Stay Hakodate entschieden, da es nur 5min fußläufig vom Bahnhof lag und da wir nur eine Nacht in Hakodate verweilen wollten, brauchten wir eben jede Minute, um die Stadt zu besichtigen. Die Gegend war schon etwas heruntergekommen, aber dennoch war das Hotel ausreichend für die eine Nacht. Okay, aber wirklich auch nur für die eine Nacht. 

Berühmt ist Hakodate für die eindrucksvolle Nachtansicht vom Hakodate-Berg auf das Lichtermeer der Stadt, doch bis es dunkel wurde hatten wir noch ein wenig Zeit und schlenderten somit gemütlich durch die Straßen. Wir steuerten zuerst das Pier an, wo noch die ganzen Stände des Morgenfischmarktes Asa-ichi aufzufinden waren. Dort stehen jeden Morgen von 6-12Uhr ca. 360 Stände und leider habe ich dann da einen Schock bekommen. Ein lebender Tintenfisch in einem wirklich nicht viel größeren Becken, der immer wieder gegen die Scheibe gestoßen ist. Das war wirklich ein absolutes No-Go, aber leider ist dieser Tintenfisch Hakodates Spezialität. Nach diesem Schock marschierten wir weiter zum Stadtviertel Motomachi, vorbei an dem historischen Schiffsmuseum Mashu Maru, welches früher Hokkaido mit Aomori verband, bis hin zur alten Stadthalle Kyu Hakodate Kokaido, welche zu einem kleinen aber feinen Bummel einlädt. In diesem Viertel findet man zudem noch eine Russisch-Orthodoxe, sowie eine Römisch-Katholische und Episkopalkirche, welche gegen eine kleine Spende besichtigt werden können. So langsam machte sich der lange Fußmarsch, den wir in der wirklich bergigen Gegend hinter uns hatten, bemerkbar. Der Hunger war also schon fast unerträglich und irgendwie hatten wir das Gefühl, dass jedes Restaurant, dass uns Google anpries entweder geschlossen war oder gar nicht erst existierte. Aber dann kam die Rettung, eine sehr bekannte Hamburgerkette, die wir zufällig auf unserer verzweifelten Suche nach Essen gefunden hatten. Das Luckey Pierrot ist eine lokale Kette und bietet günstige lokale Kreationen von Hamburgern und Currygerichten mit Zutaten aus der Region an. Wirklich sehr, sehr lecker und empfehlenswert, vor allem, wenn man auch mal einfach was anderes als Reis zu sich nehmen möchte.

Während des Essens brach auch schon die Dämmerung ein und das hieß für uns, ab zum Hakodate-yama, dem Hausberg. Diesen könnte man bei Bedarf in ca. 1 1/2h zu Fuß besteigen oder mit dem PKW / Bus hinauffahren. Reizvoller war für uns jedoch die Fahrt mit der Seilbahn, für ca. 1300 Yen (ca. 11€). Oben angekommen, war es wie erwartet voll mit Touristen, denn die vielen Touristenbusse an der Talstation hatten das irgendwie schon erahnen lassen. Zudem war es einfach nur windig und kalt. Für das typisch schöne Hakodate-Foto war es fast unmöglich einen perfekten Fotoplatz zu bekommen, denn die Fotografen, die die perfekten Positionen blockierten, standen mit Sicherheit schon mehrere Stunden dort oben. Somit hieß es wieder mal für uns, schnell das obligatorische „Wir waren da“-Foto machen und ab nach unten. Wirklich schade, dass ein so schöner Aussichtspunkt durch so viele Touristen einfach nur zunichte gemacht wird. Und das rücksichtsvolle „Wir stellen uns in Reih und Glied an“ gab es hier leider nicht. Was aber auch daran liegen mag, dass es kaum japanischen Touristen waren. Die Seilbahnfahrt nach unten war dafür traumhaft schön, da wir auch so eine atemberaubende Sicht auf das Lichtermeer der Stadt geboten bekommen haben. Somit ging unser Tag in Hakodate mit einem schönem Happy End zu Ende.

Sapporo

Für die Fahrt nach Sapporo nutzen wir einen Regionalzug, der für die Strecke ca. 4h benötigte. Die Zugfahrt war wirklich super schön gewesen, wenn man sie nicht verschläft, so wie ich, denn diese führt größtenteils am Meer vorbei. Bei unserer Ankunft zeigte sich die Stadt leider nicht ganz von der schönsten Seite, denn es regnete durchgehend. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab ein wenig Sightseeing zu betreiben. Unser Hotel Nets Sapporo lag auch sehr zentral, sodass wir alles gut fußläufig erreichen konnten. Um sich in Sapporo zu orientieren, kann man sich gut an den Fernsehturm halten, dieser ist der Mittelpunkt der Stadt und liegt direkt am Odori Park. Im Fernsehturm befindet sich auch ein Info-Point, bei dem man ggf. Touren rund um Sapporo buchen kann. Dort buchten wir auch eine Tour zum Shikotsu-Toya-Nationalpark, welche ca. 8100 Yen (ca. 69€) pro Person kostete und am Tokio Rei Hotel startete. Der Odori Park ist ein Grünstreifen, der die Stadt in Nord und Süd teilt. Eine wirklich kleine schöne Idylle in der Großstadt. Ein weiteres Highlight in Sapporo ist der Uhrenturm Tokeidai, welcher sogar das Wahrzeichen der Stadt ist, aber mehr als an ihm vorbeilaufen und anschauen kann man nicht.

Da der Regen nicht nachlassen wollte, verbrachten wir viel Zeit im JR Tower, einem Einkaufscenter direkt am Hauptbahnhof. Wichtig für Pokémon-Fans, dort befindet sich ein großer Pokémon-Fanshop, in dem man sich schlagartig in seine Kindheit zurückversetzt fühlt. Ein absolutes Muss! Im Vergleich zum Shop in Tokio ist der in Sapporo deutlich größer und besser. Hier habe ich auch meine erste Tax-Free Erfahrung gemacht. Bei einer Summe von 5000 Yen (ca. 43€) kannst du deine Ware ohne Steuern berechnen lassen. Ich habe das mal ausprobiert und zack hatte ich eine Menge Geld gespart und einen Kassenbon in meinem Reisepass getackert bekommen. Vollgepackt mit Pokémons ging es dann auch schon zurück ins Hotel.

Umgebung Sapporo – Otaru

Wie am Anfang angekündigt, erkundigten wir die Umgebung von Sapporo. Dazu gehörte die kleine Hafenstadt Otaru. Jedoch startete der nächste Morgen vorerst mit einem Besuch im botanischen Garten. Dieser befindet sich nicht weit vom Uhrturm und kostet ca. 400 Yen (ca. 4€) Eintritt. Leider waren wir etwas enttäuscht vom botanischen Garten, denn er war eher wie ein kleiner Park aufgebaut, mit nicht so vielen besonderen Pflanzen und wir hatten auch schon einfach schönere gesehen, aber für den günstigen Eintritt haben wir uns nicht beschwert.

Die kleine Hafenstadt ist sehr gut mit der Bahn in 30 bis 40 Minuten zu erreichen. Die Stadt ist sehr reizvoll für eine Rundfahrt mit einem Boot vorbei an den steilen Felsenküsten. Doch leider hatte uns das Glück hier auch verlassen, denn aufgrund von zu hohen Wellen, fuhr kein einziges Boot. Also gaben wir uns mit einer kleinen Bootstour über den 1,4km langen Kanal, welcher durch Otaru führt, zu Frieden. Der Preis hierfür lag bei 1500 Yen (ca. 13€).  Bei der Fahrt über den Kanal sind wir auf die Brauerei Otaru Beer gestoßen. Witzigerweise wird diese von einem deutschen Braumeister betrieben, also blieb uns gar nichts anderes übrig, als ein gutes deutsches Bier in Japan zu kosten. Das Bier war nicht nur gut, nein, wir haben uns wirklich wie in Deutschland gefühlt, was aber auch an der deutschen Flagge und deutschen Musik liegen mochte.
Die Zugfahrt nach und von Otaru war wieder mal sehenswert, denn auch diese führte direkt an den schönen Küsten vorbei.

Umgebung Sapporo – Shikotsu-Toya-Nationalpark

Der Nationalpark-Tag stand nun vor der Tür und natürlich hatten wir wieder mal nicht so viel Glück mit dem Wetter, doch die Guides hatten Gott sei Dank genügend Regenschirme dabei. Der erste Halt unserer Tour war das „Valley of Hell“. Und dort stinkt es zur Hölle, denn ein stechender Schwefelgeruch liegt dort in der Luft. Vor Ort hatten wir ca. 25min Zeit, was ich sehr wenig fand. Aber gut, so ist das wohl, wenn man sich für eine geführte Tour entscheidet.

Der nächste Stopp war ein kleiner Freizeitpark, dessen Name mir leider, leider entfallen ist. Dort bekamen wir die Möglichkeit ein einstündiges japanisches Theaterstück anzuschauen. Es war interessant, weil es um die japanischen Traditionen ging und für den Spaßfaktor, musste ein Zuschauer sogar mitspielen. Es war eher eine Show, mit viel Unterhaltung. Dennoch sahen die Kostüme wirklich beeindruckend aus und die japanischen Gesänge waren sehr schön. Da wir in dem Freizeitpark unnötiger Weise deutlich zu viel Zeit zugeschrieben bekommen hatten, versuchten wir uns diese mit Besuchen in einem Monsterhaus, Katzenhaus und Ninjahaus zu vertreiben.

Ähnlich wie die nicht so gruseligen Gruselhäuser im Phantasialand und da es ununterbrochen regnete, blieb uns auch einfach keine andere Möglichkeit. Langsam wurde es Zeit für eine Lunchpause und der Bus führte uns zu einem wirklich super schönen kleinen Ort direkt an einem Vulkan. Das Lunchpacket war auch im Preis inbegriffen, ein traditionelles Essen, an traditionell kleinen Stühlen und Tischen.
Nach 80min Aufenthalt im kleinen Örtchen, in dem wir auf eine VW-Bulli Ausstellung gestoßen sind, ging es endlich zum ersten heiß begehrten See, dem Toya-See.

Dieser ist ein runder Kratersee mit einer runden Insel mitten im See. Er ist einer der wenigen Seen Hokkaidos, die im Winter nicht gefrieren. Ein wunderschöner Fotospot. Nach dem obligatorischen „Ich war hier Foto“ ging es dann auch schon weiter zum letzten Halt, dem Shikotu-See. Dieser ist der zweittiefste See in Japan und ist umrankt von imposanten aktiven Vulkanen. Leider, leider verließ uns auch hier wirklich das letzte Fünkchen Glück, denn es regnete so sehr, dass die Sicht auf die Weite des Sees von Nebel und Regen bedeckt wurde. Das war wirklich sehr schade und mit nur 30min Aufenthalt an diesem dennoch wunderschönen See, blieb uns eh nicht viel Zeit die Natur zu genießen.

Mein Fazit

Hokkaido ist wirklich eine super schöne Insel. Leider haben wir nur den südlichen Teil der Insel gesehen und ich finde es auch unfassbar schade, dass wir nicht die Möglichkeit hatten mehr zu erkunden. Wir hätten uns gerne noch spontan einen Mietwagen gebucht, jedoch hatten wir beide keinen Führerschein dabei. Dennoch haben wir die Zeit auf Hokkaido sinnvoll genutzt und waren wirklich sehr begeistert.
Die Bustour zum Nationalpark hat sich im Großen und Ganzen gelohnt, auch wenn die Aufenthaltszeiten in meinen Augen nicht gut verteilt wurden, da ich mir eher mehr Zeit in der Natur als im Freizeitpark oder in dem Lunch-Örtchen gewünscht hätte. Zudem sitzt man wirklich sehr viel im Bus. Dennoch, wenn du wenig Zeit hast und viel sehen möchtest, dann lohnt sich so eine Tour auf jeden Fall, vor allem wenn du auf Hokkaido kein eigenes Auto hast. Da wir die einzigen Nicht-Asiaten im Bus waren, schenkten uns die Guides zudem besonders viel Aufmerksamkeit. Das war wirklich super freundlich. Ein Tipp für solche Bustouren, sofern vorhanden, nimm dein Nackenkissen mit. Die Sitze sind zwar verstellbar, aber bei einer so langen Busfahrt, ist ein Nackenkissen sehr empfehlenswert. Zusätzlich solltest du ausreichend Wasser zum Trinken einpacken, denn das ist in der Tour nicht inbegriffen.
Ich würde jedem raten „Reise nach Hokkaido und erkunde ein Fleckchen Japan, das kaum einer vorher entdeckt hat“.

Weitere Anregungen

Du brauchst noch mehr Anregungen für deine Japanreise? Dann schau dir doch mal den Link Japan – kurz und knapp an, hier findest du alles zu meiner Reise detailliert zusammen gefasst. 
Du brauchst Hilfe beim Packen deines Rucksacks? Gut, dass ich unter Tipps und Tricks auch ein paar Beiträge für dich habe. 

Du hast noch weitere Fragen oder sogar Anregungen zu Hokkaido? Dann freu ich mich schon darauf deine Kommentare zu lesen und zu beantworten.

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