Einmal mit dem Auto durch Neuseeland. Für mehrere Wochen im Auto leben und die Freiheit genießen –  EIN TRAUM! Dass das jedoch das ist, wonach ich mich schon immer gesehnt hatte, wurde mir erst in Australien bewusst. Jap, klingt merkwürdig. Wie kann man sich nach etwas sehnen und es gar nicht wissen? Naja, ich hab keine Ahnung, wie das funktioniert, aber so war das eben bei mir. 

Jetzt musste nur noch alles in die Tat umgesetzt werden. Der Grund, wieso ich mich für die Ankunft in Queenstown entschieden hatte, lag nicht nur an den günstigen Flügen, sondern auch am deutschen Unternehmen KiwiQuest. KiwiQuest hilft deutschen Backpackern beim Kauf eines Autos/Vans. Ich hatte geplant, ein paar Tage in Queenstown zu verbringen (was ich ja auch getan habe klicke hier) und mich dann mit Hitchhiking auf dem Weg nach Christchurch zu begeben, wo mein neues Auto auf mich warten sollte.

Planänderung

Doch Pustekuchen! So wie das Schicksal nun mal will, sind Pläne dafür da, um geändert zu werden. 

Nach meiner Ankunft in Queenstown teilte mir KiwiQuest nämlich mit, dass der Standort in Christchurch, aufgrund von COVID, geschlossen ist und ich mich nach Auckland begeben müsste, um mein Auto abzuholen. Gesagt, getan! Es ging also mit dem erstbesten und günstigsten Flug nach Auckland. 

Dort hieß es jedoch, dass ich noch knappe 2 Wochen auf mein Auto warten müsste. Zufälligerweise hatte ich das Glück, dass sich ein Freund von mir zu diesem Zeitpunkt auch in Auckland befunden hatte – mit seinem Auto! Somit befand ich mich ganz plötzlich auf einem Roadtrip Nordinsel für die nächsten zwei Wochen und das Beste. Ich war nicht allein. Patrick und ich haben uns bereits in Indonesien kennengelernt und dort 4 Wochen zusammen in Sulawesi verbracht. Somit hat es sich wie Zuhause angefühlt.

Coromandel

Jetzt stand nur die Frage im Raum – Wohin? Da wir nicht allzu weit von Auckland weg konnten, da ich ja auf mein Auto gewartet habe, entschieden Patrick und ich uns dazu, die Halbinsel Coromandel zu erkunden. Egal wen man fragt, was man sich auf der Nordinsel anschauen soll, jeder sagt Coromandel. Also war das wohl der beste Start für unser kleines Abenteuer. 

Es hat sich wirklich sehr gelohnt. Malerische Strände und dichte Wälder. Schon allein die Fahrt zu unserem Campground war ein Traum. Genau so hatte ich mir mein Abenteuer in Neuseeland vorgestellt. Wir hatten uns natürlich den nördlichsten Campground (Port Jackson) ausgesucht, den es in Coromandel gab. Vollkommen abgeschieden, nur eine Handvoll Camper, direkt am Strand (und ich meine wirklich DIREKT AM STRAND), kalte Duschen und ein Traum von Natur. Ich habe mir nichts Besseres vorstellen können. Gut, dass wir unseren Kühlschrank vollgepackt hatten, da wir uns am Ende dazu entschieden hatten länger zu bleiben

Btw: Viele der Campgrounds in Neuseeland sind sogenannte DOC Campgrounds, welche von der Regierung sind. Hierfür habe ich mir einen Jahrespass gekauft. Dies lohnt sich jedoch nur, wenn man wirklich in einem Jahr mindestens 15 Nächte auf einem DOC verbringt, da es danach deutlich günstiger ist. Ungefähr 10 bis 20$/Nacht oder einmalig 180$/Jahr für den Pass.

Glück im Unglück

Nach einer knappen Wochen Rundreise durch Coromandel, machten Patrick und ich uns wieder auf dem Weg Richtung Auckland. Plan: Dass ich von Thames aus alleine nach Auckland mit dem Bus fahre und mein eigenes Abenteuer starten werde. ABER wer hätte es gedacht, es lief anders als erwartet.

Die Straßen in Neuseeland sind wirklich etwas Besonderes und außergewöhnliches. Kurvig, schmal und unberechenbar. Und dann kommt noch der Linksverkehr dazu. Eine absolute Herausforderung und leider nehmen viele Touristen die Straßen nicht Ernst genug, weswegen die Straßen von Neuseeland zu den gefährlichsten Straßen auf der Welt gehören. Davon hatte ich jedoch vorher nichts gewusst. Dies wurde mir dann erst nach unserem Autounfall erzählt.

Patrick und ich befanden uns auf dem Highway 25, welcher zu den gefährlichsten Neuseelands gehört. Ich weiß auch, wieso. In einer 35km/h Kurve ist uns frontal jemand ins Auto gefahren. Da die Person leider viel zu schnell die Kurve genommen und somit komplett auf unserer Spur war. Wenn ich mich daran zurück erinner, dann kommt mir sofort Patricks Ruf in den Kopf “FUCK”, da ich davon Sekunden vor dem Aufprall geweckt wurde.

Das mag vielleicht jetzt total verrückt klingen, jedoch wusste ich vor der Abreise, dass jedem Langzeitreisenden etwas “Schlimmes” widerfahren wird. Sei es eine Trennung, ein Todesfall, eine Krankheit. Ich kannte mehrere Fälle und war irgendwie darauf vorbereitet, doch ein Autounfall, in meinem absoluten Traumland? Common!!!!

Sich verloren fühlen

Wie bereits erwähnt, hatten wir jedoch Glück im Unglück. Patrick kam glücklicherweise nur mit ein paar blaue Flecken und Kratzern davon und auch die anderen Beteiligten hatte nur leichte Verletzungen. Ich hatte wiederum verstauchte Rippen und konnte weder Atmen, lachen, sitzen, liegen oder stehen ohne Schmerzen. Mehrere Wochen konnte ich ohne Schmerztabletten nicht aushalten und abhängig von Patrick war ich auch noch, da ich nicht mal meinen kleinen Reiserucksack tragen konnte.

Unser Roadtrip wurde durch den Autounfall demnach verlängert. Da wir nicht nur für mich ein neues Auto suchen musste (das Auto von KiwiQuest entsprach nicht meinen Erwartungen), sondern auch für Patrick auf der Suche waren (nach seinem Totalschaden).

Doch die Zeit war wirklich nicht einfach. Wir haben beide mental sehr unter dem Unfall gelitten, sodass wir beide uns irgendwie verloren fühlten. Natürlich versuchten wir das Beste daraus zu machen, genossen die gemeinsame Zeit und hatten enorm viel Spaß uns gegenseitig beim Autoumbau zu helfen, jedoch war all das etwas überschattet mit den Erinnerungen des Aufpralls. Weswegen wir uns am Ende auch entschieden hatten, getrennte Wege zu gehen, um selbst einmal auf all das klarzukommen.

Nach ca. 2 Wochen herumreisen ohne Patrick und das erste Mal alleine in meinem Auto, wusste ich einfach nicht wohin ich wollte. Und wie der Zufall so wollte, hatten Patrick und ich uns für denselben Tag und dieselbe Uhrzeit entschieden, die Nordinsel zu verlassen und die Südinsel zu erkunden. Ich denke, dass wir beide so eine Art Neuanfang brauchten.

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